Meterhohe Palmen säumen das "Griechenland-Haus" am Barkenberger Gecksbach. Familie Türpe hat sich hier in den vergangenen zwei Jahren ein mediterranes Idyll geschaffen. Doch jetzt haben die Eheleute Ärger mit der Stadt.
Bürgermeister Tobias Stockhoff und Martin Hollstegge von der städtischen Abteilung Grünflächen sind am Dienstagnachmittag persönlich nach Barkenberg gekommen, um Andreas und Sonja Türpe die vertrackte Situation zu erklären. Denn auf einem schmalen Streifen vor der schneeweißen Mauer stehen neben Kleingehölz, Kirschlorbeer und Rhododendron auch einige Palmen auf angeblich städtischem Grund und Boden.
"Habe ich nicht gewusst"
"Das habe ich nicht gewusst", sagt Andreas Türpe, der mit seiner Familie vor zwei Jahren von Raesfeld nach Wulfen-Barkenberg zog, um sich den Traum von einem mediterranen Anwesen zu erfüllen. "Ich habe Hunderte Stunden Arbeit und einige Tausend Euro investiert, um aus einer verwilderten, vermüllten Unkrautfläche etwas Schönes zu gestalten." Die Stadtverwaltung hingegen sprach gestern auf Anfrage von einer "griechischen Anpassung im öffentlichen Raum". Das heimische Strauchwerk und die Bepflanzungen seien "ohne jede Rücksprache entfernt und durch Palmen ersetzt worden".
Es geht um Zentimeter Andreas Türpe ist Vermesser, hat die Grundstücksgrenzen aus dem amtlichen Lageplan vor Ort abgesteckt ("Das ist mein täglich Brot") und festgestellt, dass "die Mauer nicht den Grenzverlauf unseres Grundstücks darstellt und sechs Palmen entlang der Mauer nur zwischen ca. 20 bis 40 Zentimeter auf städtischem Grund stehen". Er müsse nun zwei Bäume auspflanzen und vier "verschieben", aber damit sei "das einheitlich schöne Bild zerstört". Auch der Bürgermeister findet "das Gesamtensemble Haus und Grünstreifen durchaus stimmig", allerdings gehe es um die Einhaltung von demokratisch beschlossenen Vorgaben. Stockhoff bestätigte gestern, dass "insbesondere in Barkenberg die Einhaltung des Grünkonzeptes immer wieder von Bürgern angemahnt wird". Die Stadt hat der Familie Unterstützung angeboten, "damit das öffentliche Begleitgrün entsprechend der Vorgaben des Stadtrates wiederhergestellt werden kann.
"Umfangreiches Hilfsangebot"
"Unser Hilfsangebot war dabei mehr als umfangreich, weil wir eben das hohe Engagement der Familie gesehen haben", so Stockhoff. Andreas Türpe sieht das anders: "Ich werde aufgefordert, alles, was ich im Vorgarten gemacht habe und was den meisten Nachbarn Freude bereitet, wieder kaputtzumachen, weil ich irrtümlich eine falsche Annahme getroffen habe. Das finde ich nicht gerecht und demotiviert mich."

Was sich vor der Grundstücksmauer von Familie Türpe abspielt, ist an Irrsinn kaum zu überbieten.
Da wird ein mediterraner Pflanzenfreund, der guten Gewissens Tausende Euro in die Verschönerung der Gecksbach-Siedlung investiert hat und nebenbei eine Fläche pflegt, die ihm gar nicht gehört, angeschwärzt, weil Palmen keine einheimischen Gewächse und im hochgelobten Grünkonzept für Barkenberg nicht vorgesehen sind.
Auf "Frevel" hingewiesen
Die Stadt hat, wenn sie schon freundlich, aber bestimmt auf diesen „Frevel“ hingewiesen wird, keine andere Wahl, als sich an Recht und Gesetz zu halten. Sie pocht darauf, dass die Gewächse von ihrem Grundstück, pardon: Grundstückchen verschwinden. Und so passiert das völlig Absurde: Einige Palmen werden um wenige Zentimeter versetzt, sind also noch da, stehen dann aber auf privatem Grund. Und somit ist dem Grünkonzept Genüge getan. Das verstehen nur Paragrafenreiter.